Taman Negara: Zu Besuch bei den Waldmenschen

30.6.2017

Nach dem Frühstück setze ich mit einem der Boote über den Fluss über. Ich habe mich beim Guide der letzten Nacht zu einer Dschungelwanderung angemeldet. Es hat letzte Nacht viel geregnet und das macht sich auch bereits am Wasserstand des Flusses bemerkbar.

Der Dschungle-Walk beginnt direkt hinter einer weiträumigen schönen Hotelanlage und führt über Stege aus Holz in den Regenwald. Dank unserem Guide bekommen wir wieder Einiges zu sehen. Ameisen-Autobahnen kreuzen unseren Weg und sogar eine Spinne der Gattung Tarantula versucht sich vor uns zu verstecken. Später entdecken wir im Wald zwei Tukane. Einen können wir hoch oben im Baum sehen und hören. Den anderen nur hören bis die beiden großen Vögel weiterfliegen. Es ist phantastisch diese Tiere in freier Wildbahn zu sehen. Sie sind zwar nicht so nah wie im Zoo, aber wenn man beides kennt, Tiere im Zoo und Tiere in Freiheit, dann wirken die Tiere hier in Freiheit viel würdevoller als die im Zoo.

Ich find es auch ziemlich interessant, dass die Einheimischen kein Insektenspray gegen die Moskitos benutzen, sondern stattdessen die Natur nutzen indem sie die Blätter einer Pflanze mit etwas Wasser vertreiben. Daraus entsteht dann ein duftender Schaum, wie bei einer duftenden Seife. Und wie wir einige Minuten später selbst sehen können, funktioniert das auch mit den Blutegeln die sich hier auf die Suche nach frischem Blut gemacht haben. Die Bäume hier sind riesig! Einige sind mehrere hundert Jahre alt. Apropos: der Wald im Nationalpark Taman Negara ist der älteste Wald der Erde. Mit seinem 130 Millionen Jahren alten tropischen Dschungel beheimatet der Taman Negara das älteste Waldgebiet der Erde. Unter dem Einfluss von Eiszeiten, Klimaschwankungen oder Veränderungen des Meeresspiegels haben sich viele Teile der Welt verändert, aber auf der Malaiischen Halbinsel sind die Verhältnisse jedoch relativ stabil geblieben.

Ein Highlight dieser Wanderung ist der “Canopy Walk”. Dazu müssen wir erstmal einige Stufen nach oben steigen um dann etwa 500m von Baumkrone zu Baumkrone über den Wald wandern können. Das ist nur etwas für Schwindelfreie.

Im Anschluss geht es noch weiter nach oben. Wir wandern auf den Gipfel des nahen Berges mit seinen 344m Höhe. Das klingt nicht viel, aber bei der Hitze und der extremen Luftfeuchtigkeit hier ist das schon ziemlich anstrengend. Hier ist einfach jeder komplett nass geschwitzt. Aber die Aussicht lohnt sich: soweit das Auge schauen kann ist es grün… Alles ist Regenwald.

Am Nachmittag fahre ich mit einem Boot zu einem Dorf der Orang Asli. Orange Asli bedeutet Waldmenschen. Dieses Volk ist vor langer Zeit aus Afrika nach Malaysia gekommen. Ihre afrikanischen Wurzeln sieht man ihnen noch an. Diese Menschen leben als Nomaden im Wald und ernähren sich auch von diesem Wald. Ich hatte von anderen Reisenden viel Gutes über diese Tour gehört. Und dem kann ich nur zustimmen, denn es geht erst einmal mit dem Langboot durch einige Stromschnellen und wir bekommen eine ordentliche Dusche. Im Dorf der Waldmenschen setzen wir uns in eines der Häuser und unser Guide erzählt uns von der Lebensweise der Menschen. Wie wird Feuer gemacht oder ein Blasrohr hergestellt. Die dünnen Pfeile sind mit dem Gift eines Baumes getränkt und in wenigen Minuten tödlich. Beim Blasrohrschießen bin ich gar nicht mal so schlecht und verfehle das Ziel, eine Tweety Stoffpuppe nur knapp.

Zum Sonnenuntergang setze ich mich an das Flussufer und dank Highspeed-Internet über das Mobilfunknetz kann ich meine nächsten Ziele für den nächsten Tag buchen. Das Problem beim Reisen auf eigene Faust ist häufig, dass man nicht alles sehen kann und man sich entscheiden muss auch mal eine Sehenswürdigkeit auszulassen. Ich hatte in den letzten Tagen einiges über die schönen Inseln im Nordosten Malaysias gehört und richtig Lust bekommen. Aber von hier kostet es mich einen Tag Anreise und später auch wieder einen Tag um an ein anderes Ziel zu kommen. Deshalb hab ich mich nach so viel Zeit im Grünen und in der Natur entschieden wieder in die Stadt zu fahren. Es geht für die nächsten Tage nach Kuala Lumpur.

Zum Sonnenuntergang gesellen sich auch noch zwei Schwaben zu mir an den Fluss. Wir haben uns bereits die letzten Tage mehrfach unterhalten. Passend zum Ende des Tages bringen die beiden auch noch ein paar kalte Dosen Bier mit.