Indien#12: Die Tücken der Bahnfahrt

30. Januar 2019

Heute Nachmittag geht es mit dem Zug weiter zum Ranthambore National Park. Die Zeit bis zur Abfahrt nutze ich um mein Reisetagebuch zu aktualisieren. Mit einem Tuktuk geht’s dann wieder auf den Weg zum Bahnhof. Was mir dabei wieder einmal auffällt: Inder können immer und überall schlafen. Oder MÜSSEN überall schlafen können. Nicht nur auf dem Bürgersteig, sondern auch auf dem 50cm breiten Mittelstreifen einer vierspurigen Strasse liegen Menschen und schlafen. In Indien leben fast doppelt so viele Menchen auf dem km² als in Deutschland. Am Bahnhof finde ich meinen Zug dieses mal ziemlich schnell. Aber ich muss noch etwas warten mit dem Einstieg, denn noch sind die Reinungskräfte unterwegs. Der Bahnsteig ist voll mit Menschen und mit unzähligen Koffern und Gepäckstücken. Bei dem Gepäck stehen häufig Männer mit einer roten Jacke und einem bronzefarbenen Schild am Arm. Das sind die Gepäckträger. Diese Männer bringen das Gepäck der Reisenden vom Taxi bis ins Zugabteil. Gegen ein paar Rupees versteht sich.

Für die nächsten zwei Stunden habe ich die Klasse 3AC gebucht. Das ist die dritte Klasse, welche aber noch mit einer Klimaanlage ausgestattet ist. Es handelt sich wieder um einen Schlafwagen, denn das eigentliche Ziel des Zuges liegt erst am übernächsten Tag in Mumbay. Ich fahre aber nur ein paar Stunden bis “Saway Madhopur”. In der dritten Klasse gibt es keine Abteile wie in der ersten Klasse. Dafür gibt es immer drei Liegen übereinander, wobei die mittlere Liege hochgeklappt ist, damit man tagsüber vernüftig Sitzen kann. Auf der Gangseite gibt es in Fahrtrichtung zwei Liegen übereinander. Ich bin der erste in meinem Abteil. Alle anderen Reisenden quetschen irgendwie und mit viel Kraft ihre großen Koffer unter die untere Liege. Ich werfe meinen großen Rucksack auf die obere Pritsche, denn dort oben wird wohl Niemand in den nächsten zwei Stunden schlafen wollen denke ich mir. Das war ein Denkfehler, wie sich später herrausstellt. Niemand legt sein Gepäck nach oben. Auch nicht, wenn ich mit anfassen möchte. Denn eine Station weiter möchte eine junge Frau ihr Bett nutzen und ich werfe meinen Rucksack auf die gegenüberliegende obere Liege. 20min später möchte aber auch dort ein Reisender seinen Mittagsschlaf halten. Nagut. Eine weitere obere Liege gibt es ja noch auf der Gangseite. Also verstaue ich meinen Rucksack bei den anderen Decken und Kissen, die ebenfalls dort liegen. Allerdings nicht allzulange. Nach ein paar Minuten wird auch dort gekramt und geräumt. Mein Rucksack ist wieder im Weg. Hmm… Aber da ja jetzt einige Leute oben auf ihren Liegen schlafen, bleibt unten bei meinem Sitzplatz wieder etwas Platz für meinen Rucksack. Das nächste mal weiss ich es besser.

Mein Zug kommt sogar pünktlich in Sawai Madhopur an. Hier habe ich für die nächsten zwei Nächte ein Zimmer in einem günstigen Ressort gebucht. Von hier aus möchte ich zu ein paar Safaris in den Ranthambore National Park aufbrechen und gleichzeitig ein bisschen Ruhe tanken, denn die lauten Städte und die Luftverschmutzung sind schon anstrengend, wenn man daran nicht gewöhnt ist. Das Ressort besteht aus drei zweistöckigen und zwei einstöckigen Häusern, sowie einem kleinen Restaurant. Ich bekomme ein Zimmer im Obergeschoß mit großem Balkon zur Sonnenseite. Sehr schön. Hier läßt es sich relaxen, denn Reisen ist auch anstrengend und eine Pause um die vielen Eindrücke der letzten 1,5 Wochen zu verarbeiten ist genau richtig.