Heute heißt es wieder Frühstück um 7:30Uhr und Abfahrt um 8Uhr.
Aber bevor wir uns auf den Weg machen, machen wir noch einen kleinen Spaziergang durch die Stadt. Man hat das Gefühl in einer französischen Kleinstadt zu sein. Einige Häuser sind aus der Kolonialzeit erhalten. Auf der Strasse ist auch jetzt schon einiges los.
Wir machen uns wieder auf den Weg nach Süden und fahren durch unzählige Reisfelder und kleine Dörfer. Hier herrscht ein ganz anderes Klima. Es ist feuchter und kälter als im Westen der Insel. Und die Bevölkerung hier scheint ein wenig wohlhabender zu sein.
Uns kommen immer wieder Fahrräder bepackt mit riesigen Säcken entgegen: Holzkohle. In dieser Gegend sind unheimlich viele Pinien und Eukalyptus-Bäume angepflanzt und gerade Eukalyptus eignet sich hervorragend gut zur Herstellung von Holzkohle.
Die Strasse nach Süden ist zwar geteert, aber uns erwarten immer wieder tiefe Schlaglöcher. Und Kinder, die die Löcher in der Straße mit Erde notdürftig flicken. Und dafür verlangen die Kids von den LKWs und Autos eine kleine Spende.
Wir fahren weiter nach Ambositra und machen einen Stopp bei einem Kunsthandwerker. Und da passiert es: BOOM! Ich bin nun total Offline! Als ich aus dem Auto steige fällt mein Smartphone auf die Straße und wieder einmal ist das Display gebrochen. Das 3. mal in diesem Jahr. Verdammt! Ich habe bisher auf meinem Handy immer meine Notizen zu meinem Abenteuer Madagaskar gemacht. Hoffentlich komme ich zuhause noch an meine Aufzeichnungen?!
Naja, jetzt geht es um einige Jahre zurück und ich benutze wieder Papier und Stift. Und der Stift ist „Made in Germany“. Von dem Holzhandwerker-Shop bekomme ich nicht viel mit. Zum Einen ärgere ich mich über mein defektes Smartphone und zum Anderen interessieren mich diese „Toursitenfallen“ absolut nicht.
Apropos Touristenfalle: Unser Mittagessen gibt es in dem schlechtesten Restaurant bisher: die Suppe schmeckt nach nichts und das Fleisch ist schon länger tot. Auch die Musiker im Restaurant sind viel zu laut.
Nach dem Essen geht es weiter nach Süden. Mittlerweile ist es viel viel grüner geworden. Wir sind in einer grünen hügeligen Landschaft und in Serpentinen geht es bergauf und bergab. Von weitem könnte man meinen, wir fahren durch einen deutschen Mischwald, aber aus der Nähe betrachtet sehen die Bäume ganz anders aus.
Auf dem Weg werden uns an der Straße noch viele Früchte angeboten. Und das in einer tollen Kulisse! Nach einiger Zeit biegen wir auf eine Seitenstraße. Ab hier ist der Weg extrem matschig. Hier hat es nicht nur geregnet, auch die Luftfeuchtigkeit ist hier um einiges höher. Wir kommen an den Rand des Nationalparks „Ranomafana“. Auch hier leben noch Menschen in kleinen Dörfern vom Ackerbau und der Herstellung von Holzkohle durch Eukalyptusholz. Wir sehen einige Felder, die eins zum Regenwald gehörten, dann als Eukalyptuswald für Brennholz und Holzkohle dienten und nun als Reisfelder herhalten müssen. Was ist wohl das nächste Stadium?
Wir dringen immer weiter in den Nationalpark „Ranomafana“ vor. Der Nationalpark und die Landschaft um uns herum hat sich in den letzten Tagen komplett verändert. Waren wir bisher in ziemlich heißen und trockenen Gegenden Madagaskars unterwegs, so ist es nun feucht und deutlich kühler. Wir sind im Regenwald.
Uns erwarten die ersten Tiere in diesem extrem dichten und grünen Wald. WOW! Und dann halten wir noch an einem Wasserfall während die Sonne untergeht.
Vor dem Abendessen genießen mein Zimmernachbar Norbert und ich noch unser Feierabend-Bier. Norbert, der in Österreich geboren wurde und fast sein ganzes Leben in Australien verbracht hat, erzählt mir von seiner Leidenschaft für’s Fechten. Er hat gerade die gute Nachricht bekommen, dass er für die australische Nationalmannschaft zur Weltmeisterschaft fährt. Meinen Glückwunsch!
Norbert hat früher einige Berge bestiegen in seiner Freizeit, während er als Chef einer IT-Firma mit einem weltweiten Kundenstamm die halbe Welt bereist hat. Auf unserer Tour ist er einer der fittesten. Und das mit 71 Jahren!
Passend zum Abendessen verirrt sich noch eine riesige Motte an unseren Tisch. Die Motte ist gelb mit rotbraunen Punkten auf den Flügeln und hat einen langen Schwanz. Beeindruckend!