Korea #07: Ulsanbawi Rock und Treppen ohne Ende

10.10.2019

Mein Wecker klingelt heute etwas früher, denn nach dem Frühstück will ich zum Wandern in den Saoraksan National Park. Ein großes bunt bemaltes buddhistisches Tor markiert den Eingang zum Park. In diesem Park gibt es außer Wald und Bergen noch einige Tempel und Pagoden. Einige hundert Meter um den Eingangsbereich herum gibt es einige Restaurants und Café. Auch eine Seilbahn führt von hier auf einen der umliegenden Berge hinauf. Hinter dem ersten Tempel wartet ein riesiger Buddha auf mich. Ich schätze den sitzenden Buddha auf etwa 20m Höhe. Ein paar hundert Meter weiter steht der nächste Tempelkomplex mit mehreren Gebäuden. Die Tempel sind aus Holz und bunt bemalt. Viele Szenen aus dem Leben Buddhas, Und jede Menge Ornamente. In dem ersten großen Tempel stehen drei große sitzende Buddhas und unter der Decke hängen Papierlaternen mit kleinen Zetteln. Ich vermute, dass auf den Zetteln Wünsche stehen. Und das Ganze ist von den steilen grünen Bergen mit den hellen steinernen Gipfeln eingerahmt.

Der Ulsanbawi Rock ist eine riesige Felsformation, die ziemlich markant aus dem grünen Waldmeer herausragt. Am Wegesrand stehen immer wieder interessante Informationen über die Natur und auch über einige Mythen: Direkt hinter der Grenze zu Nordkorea gibt es das “Geumgangsan” Gebirge. Und die Legende besagt, dass der Schöpfer alle Felsen zur Schaffung der zwölftausend Gipfel des Geumgangsan Gebirges aufgerufen hat. Auch der Ulsanbawi machte sich auf den Weg. Und als es abends dunkel wurde, da legte sich der Berg in den Saoraksan-Bergen zum Schlafen. Am nächsten Morgen erfuhr der große Felsen, dass die 12tausend Gipfel des Geumgangsan Gebirges bereits fertig gestellt sind. Und da es dem Felsen hier so gut gefiel, hat sich der Ulsanbawi-Rock dazu entschieden einfach hier zu bleiben.

Nach einiger Zeit geht es über Steinstufen weiter bergauf. In einer Höhle ist ein Tempel untergebracht und vor der Höhle steht ein großer Felsen, der auf natürliche Weise so gelagert ist, dass dieser riesige Brocken sogar von einem Menschen bewegt werden kann. So einen Stein nennt man “Logan Stone”. Etwas weiter bergauf, wechseln die Steintreppen zu Metalltreppen. Ab hier geht es die letzten 200 Höhenmeter nur noch über diese Stahltreppen steil an der Felswand bergauf. Oben auf dem Gipfel hat man eine tolle Aussicht die Berglandschaft und auf der anderen Seite ist die Stadt Sokcho und das Ostmeer zu sehen. Aus den Felsen wachsen immer wieder große und kleine Pinien heraus. Weiter unten im Wald wechseln sich Pinien und Eichen ab. Ich wandere den gleichen Weg wieder zurück zu den Restaurants im Eingangsbereich. Dort genieße ich ein Mittagessen und einen Kaffee bevor es dann mit der Seilbahn zur “Festung” auf den Gipfel in der Nähe geht. Und dort komme ich mal wieder aus dem Staunen nicht mehr heraus. Hier oben auf diesem recht großen Felsen laufen bestimmt mindestens hundert Menschen herum und machen jede Menge Selfies. Direkt am Abgrund! Hier geht es locker einige hundert Meter bergab. Auch kleine Kinder sind dabei. Ich bin sicher, dass es im koreanischen Wortschatz kein Wort für Höhenangst gibt. Ich hab echt Schiss soweit an den Abgrund zu gehen.

Diesen tollen Wandertag lasse ich mit Sashimi auf dem lokalen Markt ausklingen. Und ganz nebenbei entdecke ich, dass meine Smartphone-App den Währungskurs falsch umgerechnet hat. Somit kostet jetzt der große Kaffee nicht mehr 6,-€ sondern nur noch 3,-€. Jetzt sehe ich die Preise in Südkorea doch aus einem ganz anderen Licht.

Meine neuen Wanderschuhe haben den ersten Wandertag übrigens gut überstanden.