Georgien #07: Wird Stalin stürzen?

19. Juli 2018

Heute morgen heißt es Wecker stellen, denn wir wollen eine Tagestour unternehmen. Pünktlich kommen wir in der Agency an. Hier lernen wir Annemijn kennen. Annemijn ist Lehrerin in den Niederlanden und reist auch ein paar Tage durch Georgien und später möchte sie weiter nach Armenien reisen. Während wir auf unseren Bus warten, hat sich Ronja einen Platz vor der Eingangstür gesucht und bespaßt die Passanten vor der Tür. Und die machen gerne mit.

Der erste Halt auf unserer Tagestour ist eine Kirche hoch oben über der Stadt Mszkheta. Die Kirche ist aus dem 6. Jahrhundert und somit ziemlich alt. Durch die tolle Aussicht auf die Stadt unten im Tal und die Täler in der Umgebung war sie nicht nur ein Gotteshaus, sondern auch ein Aussichtspunkt um die Umgebung nach feindlichen Truppen abzusuchen: Eine Wehrkirche. Im Inneren der Kirche kann man durch Handauflegen auf einen großen Felsen positive Energie tanken. Unser Guide erzählt uns, daß er schon einmal gedacht hat, er könne fliegen als er die Hand auf den Stein gelegt hat. Anja, Basti und Ronja probieren das gleich mal aus. Aber die Drei bleiben auf dem Boden der Tatsachen.

Weiter geht die Tour in die Stadt im Tal: Mszkheta. Die alte Königsstadt. Hier steht auch eine alte und große Kathedrale von dicken Burgmauern umgeben. Um ins Innere der Kirche zu gelangen müssen wir wieder, wie bereits in den anderen Kirchen, unsere langen Hosen anziehen, also die Zipp-Off-Beine wieder “anzippen” und Anja muss eine Kopfbedeckung tragen. Im Inneren der Kirchen erwarten uns als erstes eine Menge Touristen. Und ein riesiges Jesus-Bild auf der gegenüberliegenden Seite des Eingangs. In der Mitte der Kirche steht ein großer Stuhl aus Holz mit vielen wunderschönen Schnitzereien. Vielleicht ein Tron für den Patriarchen? In einem kleinen Nebenraum ist auch eine Reliquie aufbewahrt: Ein Fußknochen von irgendeinem Heiligen.

Einen kurzen Zwischenstopp machen wir in der Stadt Gori bei einem Kriegerdenkmal, bevor wir noch für etwa eine Stunde weiter fahren zu einen alten Höhlenstadt. Die Höhlen sind in den Sandstein gegraben und wir sehen, Wasser-Reservoirs, Backöfen und Stampftrichter zur Herstellung von Wein. Einige Höhlen dienten zwischendurch auch als Altarräume oder auch als Gefängnis. Hier oben klettern nicht nur die Touristen durch die Felsen, sondern auch kleine Echsen auf der Suche nach frischen Insekten. Kurz vor der Mittagspause gibt es einen heftigen Regenschauer. Endlich einmal eine Abkühlung. Und für unseren nächsten und letzten Punkt auf unserer Tagestour ist ein bisschen Regen auch nicht schlimm: Es geht wieder nach Gori und in das Stalin-Museum. Denn in der Stadt Gori ist der ehemalige Regierungschef, oder auch Diktator, der Sowjetunion geboren: Josef Stalin.

Das Museum ist ziemlich “altbacken”. Wir kommen uns vor wie in die alte Sowjetzeit zurückversetzt: grimmiges Personal und das Museum ist total auf den Personenkult um Joseph Stalin ausgelegt. Überall hängen Bilder von Stalin und seinen “verdiensten” an der Wand und im Raum stehen Büsten von ihm. Vor dem Museum steht der Reisewaggon Stalins, da Stalin lieber mit seinem persönlichen Zug durch das Sowjetische Reich gereist ist. Angeblich hatte Stalin Flugangst. Ronja findet’s klasse, dass sie mal wieder ein bisschen durchs Museum rennen kann. Auf Socken und glattem Parkettboden. Wir stelllen uns schon vor, wie die Kleine eine Büste von Stalin umrennt und dazu die passende Schlagzeile: “Stalin wurde durch kleines Mädchen gestützt”. Aber die kleine Rebellin rutscht an der großen Büste vorbei.

Zurück in Tbilisi suchen wir uns ein kleines Restaurant in der Nähe des Uhrenturms, denn um 19Uhr soll das berühmte Glockenspiel starten. Der Platz vor dem Turm füllt sich mit unzähligen Touristen. Alle wollen das Spektakel sehen. Aber so toll ist es auch nicht. Das kann der Besucher ruhig auslassen.