Japan #13: Verrückte Rehe

11.05.2018

Heute geht’s nach Miyajima. Dazu fahre ich erst einmal mit der Tram zum nächsten Bahnhof. Ich weiß allerdings nicht, ob ich die richtige erwischt hab. Aber wie sich herausstellt fahren wohl alle zu irgendeinem Bahnhof. Dass passt also! Miyajima ist eine Insel südlich von Hiroshima. Mit der Fähre setze ich über. Die Fähre ist übrigens auch in meinem Japan-Rail-Pass einbegriffen. Auf der Insel ist einiges los. Und vor allem sind hier auch die Rehe los. Oder besser gesagt verrückt. Das muss an Japan liegen. Aber dazu später mehr. Die Insel ist bekannt für ihren Shinto-Schrein und ein dazugehöriges großes rotes Torii, welches bei Flut im Wasser steht und bei Ebbe zu Fuß zu erreichen ist. Ich möchte aber keinen Tempel oder Schrein besuchen. Ich möchte eine kleine Wanderung auf den höchsten Punkt der Insel machen: Mount Misen. Es sind nur 2,5km, aber die haben es in sich. Es geht in steilen Steinstufen bergauf. Nebenan fließt ein Gebirgsbach rauschend durch die Felsen. Immer wieder stehen am Rand kleine Buddhas aus Stein mit Wollmützen auf demKopf. Das ist bestimmt, damit die Buddhas keinen Sonnenbrand auf der Glatze bekommen. Das geht hier ziemlich schnell, wie ich selbst festgestellt habe. Der Weg ist wirklich sehr schön, auch wenn es wirklich sehr steil bergauf geht. Nach einiger Zeit hängen immer wieder Schilder am Wegesrand, dass man sich in Acht nehmen soll vor der “Japanischen Viper”, denn diese Schlange ist laut Schild wohl ein bisschen tödlich. Hmm… das macht ja nicht gerade Spaß beim Wandern, vor allem, weil ich heute alleine unterwegs bin. Aber nach kurzer Zeit treffe ich ein Pärchen aus London. Zu dritt wird uns die Viper, auf japanisch “Mamushi”, wohl hoffentlich nicht beißen. Nach etwa 1,5 Stunden erreichen wir den Gipfel. Und die Aussicht ist klasse! Von hier oben sind eine Menge Inseln in der Umgebung zu sehen. Und auch die Städte an der Küste sind zu sehen. Ich erkenne einen riesigen Wolkenkratzer in Hiroshima in der Ferne wieder. Zeit für mein Lunchpaket hier oben bei atemberaubender Aussicht. Auch die beiden Londoner haben sich eine Mahlzeit mitgebracht. Der Rückweg ist nicht weniger steil und nach etwa einer Stunde bin ich am Nachmittag wieder in dem kleinen Ort an der Küste. Ich schlendere durch die Shopping-Straße. Nach kurzer Zeit gehen mir auch schon wieder die Rehe auf die Nerven. Ich esse nämlich eine Banane und ein Reh möchte diese Banane auch gerne haben und schleicht sich von hinten an mich heran. Das Reh verfolgt mich sogar und schnüffelt ständig an meinem Rucksack herum. “Meine Bananen bekommst Du nicht!” Die Rehe schnappen sich, was sie kriegen können und schrecken auch nicht davor zurück einer Oma die Handtasche zu plündern. Ein Reh schleicht sich sogar an eine Frau von hinten heran und frisst ihr das Eintritts-Ticket einfach aus der Hand, so schnell kann die Frau gar nicht reagieren.

Das war ein schöner Tag am Meer. In der Bahn auf dem Rückweg fallen mir schon die Augen zu. Aber an meiner Haltestelle schaffe ich es trotzdem mich aus dem Zug heraus zu kämpfen. Der Zug ist brechend voll und alle stehen dicht an dicht.