04.05.2018
Heute morgen klingelt mal wieder der Wecker. Um 8:33Uhr fährt mein Shinkansen von Tokio nach Kyoto. Von der neuen Kaiserstadt in alte Kaiserstadt. Am Bahnhof besorge ich mir noch eine Bentobox. So eine Bentobox ist eine Schachtel mit einer leckeren Mahlzeit: Reis, Fleisch oder Sushi, Gemüse, Kraut, … es gibt unzählige dieser Boxen. Die Bentobox mit einem Eiskaffee wird mein Frühstück. Und gerade als ich im Shinkansen mein leckeres Frühstück vernascht habe, sehe ich in der Ferne den Fuji! Da ist er! Gestern Abend erzählte mir noch ein Franzose im Hostel, dass er auf der Nordseite des Fujis innerhalb von fünf Tagen den Fuji nur einmal ganz früh morgens gesehen hat. Den Rest der Zeit war er in Wolken verhüllt. Und jetzt seh ich den heiligen Berg der Japaner bei klarem Himmel. Und der Anblick ist wirklich beeindruckend. Kein Wunder, dass dieser Berg für die Japaner heilig ist. Im Vordergrund sind ein paar kleine Hügel zu sehen und im Hintergrund ragt wie ein Riese der Fuji-San empor. Die Silhouette bildet einen fast perfekten Vulkankegel und die Spitze ist wie mit Vanillesoße übergossen mit Schnee bedeckt. WOW! Die Empfehlung im Zug einen Platz auf der rechten Fensterseite zu reservieren ist absolut perfekt. Der Anblick dieses Vulkans zieht einen richtig ein seinen Bann.
Nach nicht einmal drei Stunden Fahrtzeit komme ich in Kyoto an und mache einen 2km Spaziergang zu meinem Hostel. Das Hostel liegt in einem Viertel mit vielen kleinen Häusern zwischen einem kleinen Bach und auf der anderen Seite einem breiten Fluß. Ich teile mir ein Gästehaus mit einer Familie aus Berlin-Pankow und einem Pärchen aus Kanada. Mein erster Spaziergang führt mich zur Tempelanlage Kiyumizudera. Zur Anlage geht er erst einmal steil den Berg hinauf. Ich nehme eine Abkürzung über einen Friedhof wie sich später herausstellt. Und dann seh ich auch schon die ersten roten Pagoden und Tempelgebäude. Die Anlage ist wirklich riesig und ich verlaufe mich ständig. Aber hier gibt es immer wieder neues zu entdecken: riesige wunderschöne Tore, gerade die Details sind auch wundervoll ausgearbeitet. In den Tempeln gibt es auch einiges zu sehen: hier wird ein kleiner dicker lachender Buddha verehrt, nebenan stehen die Gläubigen lange Schlange um eine große Klangschale zu schlagen und ein kurzes Gebet zu den Göttern zu schicken. Etwas entfernt läuft Wasser aus einer Quelle in der Felswand: die Schlange ist mehrere hundert Meter lang. Nicht weit entfernt sind dutzende Buddhas wie in einer Schulklasse aufgestellt. Alle haben eine meist rote Strickmütze auf. Auf dem Weg zur “leichten-Kinds-Geburt-Pagode” geht’s an einem großen bronzenen Buddha vorbei. Und dann ist da noch die tolle Aussicht auf die im Tal liegende Stadt Kyoto.
Als es leicht anfängt zu regnen mache ich mich auf den Weg zur nächsten Tempelanlage. Google Maps sagt: 30min. Etwa zweieinhalb Stunden später bin ich dann auch dort. Es waren einfach zu viele Menschen in den Gassen. Der Weg führt durch schmale Gassen mit alten Häusern. Natürlich wird hier eine Menge Souvenirs, Essen und Getränke verkauft. Und die Wege sind voller Menschen. Man schiebt sich einfach mit der Masse weiter. Aber ab und zu schau ich auch mal in einem Shop vorbei. Besonders lecker war es, als ich jede Menge eingelegtes Gemüse probieren durfte: süss, sauer, scharf, und unzählige Kombinationen mit Rettich, Gurke und ehrlich gesagt hab ich keine Ahnung wie das ganze andere Zeug hieß, dass ich probieren durfte. Ich kaufe mir dort auch eine eingelegte Gemüsegurke am Stiel. Statt Eis am Stiel. Dieses Viertel ist zwar voller Touristen aber trotzdem sehr interessant. Immer wieder führen kleine Gassen zu kleinen Tempeln oder Schreinen oder zu kleinen wunderschönen Gärten. Ein Tempel ist zum Beispiel in viele faustgroße Wollknäuel gehüllt. Das passt wunderbar zu den bunten Kimonos der Japanerinnen. In Kyoto kann man übrigens auch Kimonos ausleihen. Das ist auch der Grund, warum so viele als Geisha verkleidet durch die Stadt laufen und ständig Selfies machen. Ziemlich Lustig sieht es aus, wenn Europäer in diesem traditionellen japanischen Outfit herumlaufen. So wie es in Hamburg bescheuert ausschaut, wenn Japaner in Lederhose und Dirndl herumlaufen. Jeder will halt seinen Spaß 🙂