Irland #03: Mit Plattfuss auf der grünen Insel

01. Juni 2019

Heute klingelt mal nicht der Wecker meiner Mitbewohner. Dafür fällt mir später bei der Abreise ein, dass ich das Licht hab brennen lassen. Sorry Jungs!

Um 8 Uhr bin ich mit dem Auto auf dem Weg zu meinem ersten Ziel: Dunamase Castle. Diese Ruine eines altes Schlosses liegt nicht weit von der Autobahn Richtung Südwesten entfernt auf einem kleinen Hügel. Hier zahlt man mal keinen Eintritt um die Überreste dieses Herrschersitzes zu besuchen. Es stehen noch einige der alten Mauern und Festungsanlagen. Aber so langsam wird alles vom Grün überwachsen. Man kann sich aber ziemlich gut vorstellen, wie es hier vor vielen Jahrhunderten ausgesehen hat. Nach einer halben Stunde klettern in den Ruinen mache ich mich wieder auf den Weg zu meinem nächsten Ziel: Rock of Cashel.

Ich dachte eigentlich, dass es sich hier um eine ähnliche Ruine handelt. Aber aus der Ferne kann ich schon sehen, dass hier noch einiges mehr steht als nur ein paar eingefallene Mauern. Dafür kostet der Parkplatz auch 4,50€ und der Eintritt 11€. Aber wenn ich schon mal hier bin…

Bei der Führung erfahre ich dann, dass es sich hier nicht um ein Schloss handelt, sondern ursprünglich wurde hier eine Kathedrale bzw eine Kabelle gebaut, die später mit Wehrtürmen und Festungsmauern ergänzt wurden. Von der Kathedrale stehen nur noch die großen Mauern. Das Dach fehlt und Fenster sind auch nicht mehr vorhanden. Aber dafür sind die beiden großen Wehrtürme noch erhalten. Und ebenso die Kathedrale. Um das Gotteshaus herum befindet sich ein alter Friedhof. Noch immer werden hier die Menschen aus dem Dorf beerdigt. Deshalb stehen hier auch viele Keltische Kreuze: Ein christliches Kreuz mit einem Ring in der Mitte des Kreuzes. Die alte Kapelle ist noch am besten erhalten. Hier ist der Einfluss der alten keltischen Götter auf die christliche Kirche gut sichtbar: An den Wänden und über den Torbögen sind die Köpfe von Tieren und anderen Menschen zu sehen. Von den Deckenfreskos sind leider nur wenige Bruchstücke erhalten. Und weiter geht’s in Richtung Südwesten.

Mein nächster kurzer Halt für einen Kaffee ist Bantry. Hier startet für mich der “Wild Atlantic Way”, der eigentlich schon viele Kilometer weiter im Süden beginnt. Von hier geht es an der Küste entlang in Richtung Norden. An der zerklüfteten Küste sind  immer wieder Fischerboote zwischen den kleinen Inseln zu sehen. Später fängt es an zu Regnen und als ich nur weniger Meter weiter die Hügel hinauffahre bin ich im Nebel eingeschlossen. Die Suppe wird immer dicker. Und die Straßen immer schmaler. Erst auf der Nordseite bin ich wieder unterhalb der Wolkendecke unterwegs. Und unter mir rauscht die Brandung des Atlantiks. Auch bei Regen ist es hier wunderschön! Und ziemlich einsam. Deshalb erschrecke ich auch, als mir auf dem kurvigen Weg ein Auto entgegen kommt. Die ältere Frau im anderen Fahrzeug erschrickt aber ebenso. So kurbeln wir die Fenster herunter und quatschen erst einmal ein paar Minuten. Sie war gerade während der Fahrt so in die Gegend und Ihre Musik vertieft, es lief bei ihr gerade die Ramones, dass sie sich so erschrocken hat. Bei mir liefen gerade die Sex Pistols aus den Lautsprechern. Sie erzählt mir noch, dass sie vor einigen Jahren aus den USA hier hergezogen ist, weil es so schön und einsam ist, bevor wir unsere Wege in entgegengesetzte Richtungen fortsetzen.

Auf einem schmalen Weg komme ich dann ein wenig von der Teerstrasse ab und PENG! Verdammt! Was war das? Ich halte an und habe einen Plattfuß. Na Prima! Im Regen irgendwo auf einer einsamen Straße oder sollte ich besser sagen auf einem verlassenen Weg. Ein Reifenwechsel ist angesagt. Da habe ich wohl einen spitzen Stein erwischt und mir den Reifen aufgerissen. Nach ein paar Minuten geht’s dann weiter. Mit dem Ersatzreifen und noch viel vorsichtiger in den engen Gassen. Erst gegen halb neu abends erreiche ich meine Unterkunft in Kenmare. Das es so spät wird, hätte ich nicht gedacht. Ich war also 12 Stunden unterwegs! Ein kurzer Anruf bei Sixt und ich bekomme per SMS eine Beschreibung zur nächsten Filiale einer Vertragswerkstatt zugesendet, die auch am morgigen Sonntag geöffnet hat.

Jetzt ist aber auch erst mal Feierabend: In einem der Pubs in diesem kleinen Städtchen gibt’s dann einen Burger und ein Bier. Das war ein langer Tag!