Irland #02: 185 Kälber für ein Buch, Whiskey und der Brexit von 1916

31. Mai 2019

Heute weckt mich wieder der Wecker einer meiner Zimmergenossen. Und wieder um 6:45 Uhr. Und wieder bekommt der Typ es nicht hin den Wecker auszuschalten. Erst beim zweiten Mal steht er auf und verschwindet mit Zahnbürste und in Unterhose aus dem Zimmer. Und ist nach einer Stunde noch immer nicht zurück. Ist er etwa auf dem Klo eingeschlafen? Dann werde ich ihn mal wecken, denn ich will jetzt unter die Dusche.

Aber er steht in Unterhose vor der Zimmertür. Scheinbar schon länger. Wahrscheinlich hat er vergessen seine Keycard für die Tür mitzunehmen. Doofmann.

Nach der Dusche und einem kleinen Frühstück mache ich mich wieder auf den Weg zum Trinity College. Gestern habe ich ja kein Ticket mehr bekommen und dafür ein Ticket für heute morgen gekauft. Heute morgen um 9 Uhr ist auch noch keine Schlange und ich bin ziemlich schnell im Museum. Erstaunt muss ich allerdings feststellen, dass auch hier drinnen Tickets verkauft werden. Was hat mir denn der Typ gestern für einen Stuss erzählt? Naja egal, ab ins Museum! Das Highlight dieses Museums ist das “Book of Kells”

Um dieses Buch dreht sich hier alles. Es geht um die Entstehung Dieses und ähnlicher Bücher, die mehr als 1000 Jahre alt sind. Für das “Book of Kells” müssten zum Beispiel 185 Kälber ihre Haut lassen. Für ein einziges Buch! Die Farben wurden aus den unterschiedlichsten Materialien hergestellt und die Schreiber sind wahre Künstler. Buchstaben sind bis ins kleinste Detail verziert. Einige Seiten sind mit richtigen Gemälden versehen. Es ist wirklich interessant soviel über diese alten Bücher zu erfahren. Das “Book of Kells” sieht man natürlich auch.

Eine Etage höher, im “Long Room”, stehe ich dann in einer alten Bibliothek. Um mich herum stehen tausende alte Bücher. Natürlich ist hier auch ein Souvenir Shop angeschlossen.

Nicht weit entfernt gibt es auf dem Gelände des Trinity College noch eine “Science Gallery”. Bevor diese Gallery öffnet gönne ich mir die noch einen Kaffee. Die Ausstellung selbst ist sehr interessant aber auch sehr klein. Interessant war zum Beispiel ein Projekt bei dem getestet wird, wie Tannen darauf reagieren, wenn sie während des Wachstums ständig gedreht werden. Und so drehen sich unter spezieller Beleuchtung den ganzen Tag kleine Tannen an der Wand im Kreis. Gerne auch mal kopfüber.

Weiter geht’s vorbei am Dublin Castle zur Chester Beatty Library. Auch hier dreht es sich um Bücher. Allerdings mehr um Bücher die mit den großen Religionen der Welt zu tun haben. Wahre Kunstwerke sind hier ausgestellt. Und zwischendurch ist auch die Rüstung eines Samurai zu sehen.

Zur Mittagspause gibt es eine Suppe in der Cafeteria der Teeling Destillary. Für diese Whiskey Brennerei habe ich bereits gestern  online eine Whiskey Tour gebucht die am frühen Nachmittag startet.

Die Teeling Destillary gibt es erst seit 2015 in Dublin und sie ist seit 125 Jahren die erste Whiskey Brennerei die in Dublin gegründet wurde.

Hier gibt es einen Einblick und eine Führung direkt in die Produktion des Whiskeys. Der Geruch hier ist unbeschreiblich. Die Maische duftet herrlich. Die beiden Teeling Brüder haben sogar für ihre Töchter jeweils ein Fass Whiskey am Tag der Geburt abgefüllt. An ihrem 18. Geburtstag bekommen die zwei ihren eigenen Whiskey. Der Whiskey wird in Irland übrigens dreimal destilliert um noch mehr Aromen aus den Inhaltsstoffen zu bekommen. Der Geschmack hängt aber zum Großteil von der späteren Lagerung ab. Welches Holz wird für die Fässer verwendet und was wurde vorher in den Fässern gelagert. Cherry, Bier oder Whiskey? Das macht schon einen Unterschied im Geschmack. Apropos Geschmack: nach der Führung wird natürlich auch noch der Whiskey verkostet. Ich bekomme vier kleine Whiskeys zur Verkostung: Small Batch, Single Malt, The Distillery Exclusive und den Single Pot Still. Jeder der Whiskeys schmeckt anders. Gerade die letzten beiden Whiskeys sind etwas Besonderes: die Exclusive Selection wird in mehreren unterschiedlichen Holzfässern gereift. Dieser schmeckt mir am Besten. Allerdings kostet die Flasche auch 60€. Der Single Pot Still ist erst drei Jahre alt und wird jedes Jahr auf’s neue verkostet. So kann man die Reifung dieses Whiskeys im Laufe der Jahre miterleben. Die Bar ist auch toll gestaltet. Mir gefällt ein Spruch an der Wand: “What whiskey will not cure there is no cure for”. 🙂

Nach dem Whiskey gibt es erst einmal ein Eis im St Patricks Park um die Ecke. Dabei genieße ich die Sonne. Da der Tag noch nicht vorbei ist, entscheide ich mich zum GPO zu gehen. Dem “Grand Postal Office”. 1916 brach hier die Oster Revolte der Iren aus um für die Unabhängigkeit zu kämpfen. In diesem Postamt gibt es noch immer Briefmarken zu kaufen. Und auch eine tolle Ausstellung über die Osterrevolte und den Freiheitskampf der Iren. Der erste Brexit könnte man sagen. Denn die Iren wollten aus der Britischen Union aussteigen.

Nach den vielen Museen und Bibliotheken wird es dann aber auch langsam Zeit für ein Bier. Die Dubliner Pubs sind nicht nur wegen der vielen unterschiedlichen Biere einen Besuch wert, sondern auch weil sie so gemütlich sind. Und man kommt ziemlich schnell mit anderen Gästen ins Gespräch.

Zum Abendessen halte ich auf dem Weg in mein Hostel in Dublins Chinatown. Ich hatte schon seit Jahren nicht mehr so ein wirklich leckeres chinesisches Essen. Apropos Essen. Dublin ist nicht gerade günstig. Um es mit Dönern zu vergleichen kostet ein Döner in Dublin zwischen 7-9€. Ein Bier im Supermarkt beginnt etwa bei 2€ pro Flasche. Nicht gerade günstig diese Stadt.