Skandinavien im Winter #15: Helsinki im Dampfgarer

08. Februar 2020
Die Nacht im Zug war recht ruhig. Der Zug hat gar nicht so doll geschaukelt. Der finnische Bahnverkehr scheint auch deutlich besser organisiert zu sein als die Nachbarn in Schweden. Mein Zug rollt pünktlich um 8:36 Uhr im Hauptbahnhof von Helsinki, der Hauptstadt Finnlands ein. Für die 2,5km bis zu meinem Hostel nehme ich die Tram. Die Haltestelle ist direkt vor der Tür meiner Unterkunft. Da es zum CheckIn noch zu früh ist, gebe ich nur meinen großen Rucksack ab und mache mich auf den Weg zum Sightseeing in dieser finnischen Hafenstadt. Aber vorher habe ich noch Lust auf einen Kaffee. In der Nähe machen alle Cafes erst um 10Uhr auf. Aber dafür sehe ich auf der anderen Straßenseite die russisch-orthodoxe Kathedrale. Aber alle Türen sind verschlossen. Die Kathedrale macht erst im 10Uhr auf. Beginnt das Leben in Helsinki erst um 10Uhr? Da die Kathedrale auf einem kleinen Hügel liegt kann ich von hier auf Teile des Hafens schauen. Zumindest soweit mich der Nebel schauen lässt, denn heute ist es in Helsinki ziemlich nebelig. Ich warte hier oben, bis die russisch-orthodoxe Kathedrale, ein roter Backsteinbau mit goldenen Zwiebeltürmchen auf dem Dach, mir die Türen öffnet.
Im Inneren erwartet mich ein Kuppelbau mit gold verzierten Bögen. Auch der Altarbereich ist gold verzierten Ikonen-Tafel ausgeschmückt. Am Hafen bekomme ich dann doch endlich meinen Kaffee. Ich habe mir ein paar Informationen zu Helsinki aus dem Hostel mitgenommen und versuche meine nächsten Tage zu Planen. Anschließend spaziere ich auf der Esplanade entlang. Hier findet ein kleiner Markt mit Souvenirs statt. Durch eine Gasse gehe ich zum Senatsplatz. An diesem Platz steht auch der Dom zu Helsinki. Der Dom ist ein großer weißer Kuppelbau. Bei diesem Nebel schaut der Dom etwas gespenstisch durch die Gassen hervor. Das Innere des Doms ist ziemlich schlicht gehalten. An den Seitenflügeln stehen überlebensgroße Statuen von den Reformern Luther und Melanchton. Nur der Altar ist mit einem großen Altarbild versehen und auf jeder Seite wird der Altar von jeweils einem Engel bewacht. Und auf der gegenüberliegenden Seite ragt eine große Orgel über dem Eingang.
Schräg gegenüber des Doms steht ein kleines Museum, indem die Geschichte Helsinkis erzählt wird: Von der Gründung bis zur Neuzeit, das Leben unter der Herrschaft der Schweden und der Russen und natürlich auch seit der Unabhängigkeit der Finnen 1917. Eine ganze Etage ist den Schriften und Erzählungen eines Helsinkier Obdachlosen gewidmet. Dieser Mann hatte in den 1970er Jahren seine Erlebnisse und Beobachtungen als Obdachloser aufgeschrieben.
Vor dem Mittagessen mache ich noch einen Abstecher in die Markthalle, bevor es dann zu meiner nächsten Kirchenbesichtigung geht: Die Felsenkirche ist eine kreisrunde moderne Kirche, die aus Felsbrocken gebaut wurde und von einem großen bronzenen Dach bedeckt ist. Ich hatte von dieser Kirche im Internet gelesen und hatte eigentlich mehr erwartet. Apropos mehr: Es ist Zeit für einen großen Kaffee. Während des Kaffees entschliesse ich mich den Rest des Tages zu relaxen und die Sauna im Hafen zu besuchen. Also hole ich schnell aus dem Hostel meine Handtücher und gehe die wenigen Minuten zur Sauna am Hafen.
Von der Sauna hatte ich allerdings auch mehr erwartet: Es gibt drei Saunen: eine Sauna für Frauen, eine Sauna für Männer und eine gemischte Sauna. Auf der Hafenseite gibt es noch ein Schwimmbecken und ein Becken mit Wasser aus der Ostsee. Ich nutze als erstes die Sauna für Männer. Die meisten Männer in dieser Sauna haben noch ihre Badehose an und gießen im 30 Sekundentakt Wasser auf die heißen Steine. Ich wollte eigentlich in der Sauna schwitzen und nicht gekocht werden. Einen Relaxbereich suche ich vergeblich. Die anderen Gäste wissen von keinem Relaxbereich und die Reinigungskraft gibt sich ebenfalls ratlos. Um in den Restaurant- bzw Cafe-Bereich zu kommen muss ich scheinbar wieder auschecken. Dort hängt auch ein Hinweisschild: End of Naked Area! Nirgendwo sind Mitarbeiter des Sauna-Betriebs zu finden. Ich drehe noch eine Runde im Swimming-Pool und mache noch eine Durchgang in der Dampfgarer-Sauna und packe dann wieder meine Sachen. Das ist keine finnische Saune, sondern eine Touri-Sauna.
Ich shoppe mir noch etwas zum Abendessen und relaxe dann lieber im Hostel. Kurz nachdem ich es mir im Lounge-Room auf meiner Etage gemütlich gemacht habe, strömt eine große Gruppe Spanier (oder Südamerikaner) ebenfalls in die Lounge. Warum muss man sich beim Unterhalten anschreien? Aber nach etwa einer Stunde ist der spanische Kneipenbetrieb wieder vorbei.