Indien#05: Vom Bahnfahren und einem Tempel als Freizeitpark

23. Januar 2019

Heute morgen heißt es Rucksack packen. Heute ist mein letzter Tag in Delhi, denn heute Abend geht um 20:00Uhr mein Zug nach Varanasi. Aber bis dahin ist noch viel Zeit und so mache ich mich nach dem Frühstück mit der U-Bahn auf dem Weg zum Qutb Minar. Ich kaufe mir bei einem Straßenhändler noch ein paar Bananen. Eigentlich gibt es immer nur 12 Bananen für 50 Rupees. Aber ich möchte nur zwei. Ich handele mit ihm einen Preis aus: 2 für 8. Er gibt mir aber trotzdem 3. Danke schön!

Der Qutb Minar Komplex ist ein riesiges Minarett aus dem 13. Jahrhundert umgeben von den Runinen einer großen Moschee und einigen ebensfalls ziemlich großen Gräbern. Das große Minarett ist etwa 72m hoch und von ihm wurden die Muslime zum Gebet gerufen. Im 14. Jahrhundert wurde auch ein weiteres Minarett begonnen, welches doppelt so hoch wie das bereits vorhandene Minarett werden sollte, aber nie fertig gestellt wurde.

Zwischen den Ruinen laufen unzählige Schulklassen herum. Die Ruinen lassen erahnen, wie wunderschön und prächtig diese Anlage gewesen sein muss. Die Wände und die Säulen sind mit prächtigen Verzierungen aus Stein versehen, die bis ins kleinste Detail fein ausgearbeitet wurden. Die Kids aus den Schulklassen wollen unbedingt, dass ich Fotos von Ihnen mache und natürlich wollen sie auch Fotos mit mir. Das ist Asien 🙂 Das Gebiet ist ziemlich groß und trotz der vielen Schulklassen gibt es auch ein paar ruhige Ecken zum Verweilen.

Zum Mittagessen fahre ich mit der U-Bahn wieder zum Connaught Place ins Zentrum der Stadt. Hier gibt es viele Restaurants und ich habe außerdem auch Lust auf einen richtig guten Kaffee, der nicht aus irgendeinem Instant-Pulver zusammengerührt wurde. Als ich meinen Kaffee in einem kleinen Café genieße, spricht mich ein Inder an, dessen Englisch wirklich sehr verständlich ist und nicht dem lustigen Englisch aus diversen Comedy-Shows ähnelt. Wir reden über Indien und über meine Tour. Ich erzähle ihm, dass ich bereits viele Fahrkarten im voraus gebucht habe, da ja auch viele Züge im voraus ausgebucht sind, was ich ja auch feststellen musste. Der Inder erzählt mir, dass die Züge ja alle Verspätung haben und ich mich auf nichts verlassen könne. Verspätungen hab ich ja bereits eingeplant. Und ich wäre ja so unflexibel und es wäre ja viel besser, wenn ich mir einen Fahrer mieten würde. Dann könnte ich doch noch viel mehr von dem Land sehen. Das mag wohl sein, aber ein Fahrer für vier Wochen sprengt nun mal mein Budget  für Indien. Jetzt wird er immer direkter und macht meine Pläne immer schlechter und alles sei ja so unsicher und mit einem Auto mit Fahrer wäre ich doch viel besser beraten. Apropos beraten. Der “Typ” hat noch immer nicht seinen Kaffee bekommen und ich ahne schon, was er von mir will. Als ich das Café verlasse und mich verabschiede, will er mir natürlich noch unbedingt zu seinem Travel-Shop um die Ecke führen. Dort könne ich doch alle meine Reisewünsche verwirklichen. Haahaaa…. Vielen Dank, aber ich habe bereits einen Plan.

Jetzt geht es weiter zum “Akshardham-Tempel”. Ich hatte bereits im Internet gelesen, dass es nicht erlaubt ist im inneren Fotos zu machen, aber dass ich vor dem Betreten ALLES abgeben muss und nur noch meinen Pass und mein Bargeld bei mir habe, das hätte ich nicht gedacht.

Der Akshardham-Tempel ist ein riesiger Hindu-Tempel, der erst 2005 gebaut wurde. Das Gebiet um den Tempel ist ebenfalls riesig. Der Parkplatz hat die Größe eines Parkplatzes eines Freizeit-Parks. Um hereingelassen zu werden gebe ich also meinen Rucksack mit meiner Kamera und meinem Smartphone ab. Dabei wird ein Foto von mir und meinen Habseligkeiten gemacht. Ich bekomme eine Nummer auf einem Metall-Chip. Aber das war noch nicht alles: an der nächsten Station wartet der Security-Check auf mich: durchchecken wie am Airport. Jetzt bin ich im Freizeit-Park, äh ich meine natürlich auf dem Tempelgelände. Es kostet keinen Eintritt, aber ich habe die Möglichkeit für verschiedene Ausstellungen Tickets zu kaufen. Ebenso für die große Wasser-Show am Abend, oder eine Boots-Tour auf dem Heiligen See.

Der Tempel selbst ist wirklich riesig und schon von außen lässt sich erkennen mit wieviel Liebe zum Detail hinduistische Geschichten in Figuren aus Stein gebracht wurden. Auch jede Menge Elefanten schmücken das Gebäude. Im Inneren glänzt der weiße Marmor mit mindestens ebenso vielen Figuren und Ornamenten aus dem Hinduismus und in der Mitte des Gebäudes glänzen große goldene Götter-Statuen herab. Zum Beten kommen hier aber nur wenige, denn die meisten Menschen staunen über diese Pracht in diesem großen Tempel.

Ich mache mich dann aber langsam wieder auf den Weg zum Hostel, denn ich muss noch mein Gepäck abholen und mir wurde empfohlen etwa 1,5 Stunden vorher am Bahnhof zu sein um mich dort zurecht zu finden. Mein Tuk Tuk-Fahrer spricht leider kein Englisch, aber dafür der Gast, der gerade aus dem TukTuk aussteigt. Er übersetzt für mich und jetzt kennt mein Fahrer auch mein Ziel. Aber er fragt mich trotzdem auf dem Weg noch ob er mich in ein Hotel bringen soll. Oder zum Airport? Ich bin etwas verdutzt, aber komme trotzdem am Bahnhof an. Und auch am richtigen Bahnhof, denn Delhi hat mehrere davon.

Am Bahnhof finde ich meinen Zug nicht auf der Anzeigetafel und frage mich daher bis zum Gleis durch. Etwas später wird der Zug auch auf einer kleinen Anzeige angezeigt. Die Anzeige der Zugnummer wechselt mit der Waggon-Nummer. Ich muss zum Wagon H1. Und genauso wie in Deutschland hält der Wagon natürlich nicht an der Stelle an der es angegeben ist.

Ich habe die 1. Klasse im Schlafwagen gebucht. Der Zug sieht so aus, als ob er schon eine Menge erlebt hat. Ich tippe das Alter auf mindestens 60 Jahre. Aber das Abteil ist sauber und geräumig. Kurz nachdem ich mein Abteil gefunden habe, kommt ein Mann in mein Abteil und fragt mich hektisch irgendwas. Ich hab keine Ahnung was er will. Erst als er seine Tasche öffnet und ein Thali-Menü herausholt begreife ich: Das ist der Bringdienst, bei dem ich vorher über die Bahn-App mein Abendessen gebucht habe. Das Essen wird in einem Restaurant in der Stadt gekocht und mit einem Bringdienst direkt zu mir ins Abteil gebracht. Eine ziemlich tolle Sache!