Georgien #03: KKK – Klöster, Kühe und Kotze

15.Juli 2018

Heute morgen geht es nach einem leckeren Frühstück wieder mit unserem Fahrer Yiraki auf Tour. Heute morgen fahren wir zur Klosterschule Gelati. Auf dem Weg dorthin überholen wir auf der Serpentinenstrecke bergauf ein georgisches Auto, welches wir schon aus weiter Entfernung riechen und sehen können. Zumindest die dicke Rauchwolke des Autos. Das ist mal etwas anderes zu den unzähligen Kühen die häufig von den Autos total unbeeindruckt über die Straße ziehen, oder auch einfach stehenbleiben.

Die Klosterschule Gelati ist etwa 1000 Jahre alt und die Fresken an den Wänden sehen ebenso alt aus. Hatte ich mich gestern noch “beschwert”, dass die Kathedrale in Kutaissi so schlicht ist, so sind wir von dieser Kloster-Kirche ziemlich beeindruckt. Es findet auch gerade ein Gottesdienst statt, bei dem die Besucher nicht auf Bänken sitzen, sondern in dem hohen Raum mit Kerzen in der Hand stehen, oder vor einem der vielen Bilder beten. Dabei wird auch immer wieder gesungen. Die Wände sind komplett mit jahrhunderte oder vielleicht sogar tausend Jahre alten Bilder aus dem Leben Jesu bemalt. Durch die Fenster in der hohen Kuppel der Kirche fällt das Sonnenlicht durch die Schwaden des Weihrauch-Rauches auf die betende Gemeinde. WOW! Was für eine Atmosphäre. Man kann sich richtig vorstellen, wie hier im Mittelalter eine Andacht abgehalten wurde: Eigentlich müssten die Menschen nur noch alte Gewänder aus der Zeit anziehen, und die Zeitreise wäre perfekt.

Total Beeindruckt von der Klosterschule Gelati geht es nur wenige Kilometer weiter zum Kloster Motsameta. Dieses Kloster liegt auf einem schmalen Bergrücken oberhalb eines sich im Tal kurvenreich windenden Bergflusses. Die Anlage ist viel kleiner als Gelati, aber dafür sind die farbigen Fresken an der Wand renoviert und die strahlend leuchtenden Farben ziehen den Betrachter in ihren Bann. In der kleinen Kapelle gibt es eine Reliquie: Die Gebeine zweier adliger Brüder, die im Mittelalter gegen die heranrückenden Araber kämpften. Und den Kampf verloren haben. Hier sind ihre Knochen auf einem Altar in einem goldenen Sarkophag aufgebahrt. Die Schädel der Beiden sind durch ein Sichtfenster im Sarg gut zu sehen. Ein anderer Besucher erklärt uns mit Händen und Füßen, dass man als erstes den goldenen Sarg zweimal küsst, dann unter dem Altar durch einen kurzen Tunnel hindurch krabbelt um dann auf der anderen Seite wieder über ein paar Stufen zum Altar hinaufzugehen. Diese Prozedur wiederholt man drei mal und hat dann auch drei Wünsche frei.

Während Anja, Ronja und Basti in Kutaissi auf unser Mittagessen warten, schaue ich mir den Kolchis-Brunnen auf dem Marktplatz noch einmal genauer an: Der Kolchis-Brunnen besteht aus Tieren der georgischen Mythologie: die Argonauten-Saga um Jason und der Suche nach dem goldenen Vlies.

Nach dem Mittagessen fängt es pünktlich an zu regnen, als wir uns mit Yiraki auf den 150km langen Weg nach Batumi machen. Geplant sind 3 Stunden Fahrt. Unser Auto ist wohl vor einige Jahren in Großbritannien ausgemustert worden, denn das Lenkrad ist auf der rechten Seite. Das ist nicht sehr praktisch bei Rechtsverkehr in Georgien. Es gibt nur vereinzelte kurze Regenpausen. Die Straße ist ziemlich kurvenreich und auch mit unzähligen Schlaglöchern versehen. Da aus den zwei Fahrspuren, eine in jede Richtung, gerne auch mal drei Spuren gemacht werden und nebenbei auch noch die Schlaglöcher in der Straße umfahren werden, gleicht die Fahrt einer Achterbahnfahrt. Und Ronja mag keine Achterbahnfahrt. Sie kotzt ihr Mittagessen ohne Vorwarnung einmal quer durchs Auto. BINGO! Ich glaube mich daran erinnern zu können, dass mir damals, als ich noch klein war, auch regelmäßig übel wurde bei langen Autofahrten. Gut das wir Kleidung zum Wechseln dabei haben. Nicht nur für Ronja 🙂 Yiraki besorgt Wasser aus einem Shop in der Nähe und 30 Minuten später ist das Auto wieder (fast) blitze blank, alle haben saubere Sachen an und Ronja sitzt wieder mit einem breiten Grinsen und viel Ideen zum Blödsinn machen im Auto und die Fahrt geht weiter. Im strömenden Regen kommen wir in Batumi an und werden von Eka, der Vermieterin unseres Appartments in Batumi bereits erwartet. Von unserer Wohnung für die nächsten zwei Tage sind wir voll begeistert, und das nicht nur wegen der Waschmaschine, in der wir unsere vollgeko… äähh dreckigen Klamotten waschen können, sondern die Aussicht aus dem 13. Stockwerk über die Stadt Batumi ist richtig toll. Und außerdem hat die Dusche auch ein eingebautes Radio. Da es noch immer regnet, und wir von der Achterbahnfahrt nach Batumi ziemlich erschöpft sind, besorge ich für den Abend, es ist Fußball-WM-Endspiel, noch zu Essen und zu Trinken und den Abend lassen wir über der Stadt ausklingen. Der Regen hört auch langsam auf und so können wir sogar noch ein wenig vom Sonnenuntergang auf der anderen Seite der Stadt sehen.