04. Februar 2019
Heute wird wieder ausgeschlafen. Zumindest solange wie die Tempel und Moscheen mich lassen, denn irgendwann ruft der Muhezin zum Gebet. Nach dem Frühstück heißt es Abschied nehmen von einem Spanier, mit dem ich mir die letzten Nächte ein Zimmer geteilt habe und von den beiden Kanadiern mit denen wir abends zusammengesessen haben. Die drei fahren mit dem Bus weiter nach Jaisalmer tief hinein in die Wüste.
Mein Flieger geht erst am Nachmittag und so habe ich genügend Zeit noch durch die Altstadt zu spazieren. Nur wenige Minuten entfernt steht ein großer Hindu Tempel und da ich hier der einzige Tourist bin, darf ich auch ein paar Fotos machen, nachdem ich freundlich gefragt habe. Vor dem Altar bzw vor dem Hauptgott im Zentrum des Tempels sitzt ein Mann und singt religiöse Lieder, während die Menschen beten und Früchte als Opfer darbieten. Eine tolle Atmosphäre. Der Tempel selbst ist mit bunten Darstellungen aus dem Hinduismus geschmückt und an den Säulen ranken die bunten Abbildungen von Blumen und anderen Pflanzen empor.
In der Altstadt sind die Quartiere nach Fachabteilungen gegliedert. In der einen Straße gibt es Ketten und Schlösser, in der anderen Straße Steine, Zement und Maurerkellen. Ein paar Straßen weiter gibt es frisches Obst und Gemüse und nebenan Gewürze.
Ich entdecke ein kleines Kaffee in den es richtigen Kaffee gibt. Hhmmmm…. Wann hätte ich denn das letzte Mal einen Kaffee?
Mit dem Tuktuk geht es dann am Nachmittag wieder zum Flughafen. Der Flieger startet etwas verspätet, da es sich eigentlich um eigen Militärflughafen handelt und die Kampfjets hier einfach Vorfahrt oder besser Vorflug haben.
Heute Abend werde ich in Kochi landen, das liegt sehr weit im Süden Indiens und etwa 2500 Kilometer entfernt. Für die nächsten Tage sind dort 34°C am Tag und 25°C in der Nacht angesagt. In Rajasthan war es die letzten Nächte ziemlich frisch und wir haben mit zwei Jacken bekleidet auf der Terrasse gesessen.
Da mein Flieger mit etwas Verspätung zum Zwischenstopp in Delhi ansetzt und das Boarding für meinen Flug nach Kochin bereits in 30 min startet, werde ich am Gate von einem Flughafenmitarbeiter in Empfang genommen und über Gänge, die eigentlich nur für Mitarbeiter des Airports gedacht sind zu meinen Abfluggate geführt. Inkl eines Sicherheitschecks. Das Boarding beginnt allerdings auch mit einiger Verzögerung, da oberhalb des Gates in der Decke eine Wasserleitung defekt ist. Von der Decke tropft es und später fließt das Wasser sogar in einem dünnen Strahl aus der Decke. Einige Mitarbeiter halten unten einfach eine große Mülltüte drunter und ein Anderer fährt mit einem Reinigungsfahrzeug drum herum. Mit etwas Verspätung startet dann auch bald der Flieger.
In Kochi bekomme ich schnell mein Gepäck und mache mich auf den Weg zur Bushaltestelle, denn von hier soll ein Bus in die 40km entfernte Stadt “Fort Kochin“ fahren. Aber der letzte Bus ist bereits abgefahren. Ich Frage zwei Inder, ob sie auch in die Stadt fahren wollen, da sie beide auf ihrem Handy herumwischen. Und so teilen wir uns zu dritt ein Taxi.
Die Fahrt ist ziemlich interessant. Einer der Inder erzählt mir von seinem Job als Microbanker. Seine Bank gibt nur Kredite in Höhe von 20000-30000 Rupees und nur an Frauen aus. Hier wird es ausführlich erklärt: https://de.wikipedia.org/wiki/Mikrofinanz
Kevin, der andere Inder mit dem ich mir das Taxi teile, hat vor sechs Monaten eine Dänin geheiratet und jetzt stehen die indischen Hochzeiten in der Stadt seiner Eltern und in der Stadt aus der seine ganzen Verwandten kommen an. Das sind riesige Feste, zu der auch einige der dänischen Verwandten angereist sind. Und ganz nebenbei bekomme ich noch einige Informationen zur Geschichte Keralas und zu den Schwierigkeiten zwischen dem Norden Indiens und den Süden. Wenn ich aus dem Fenster des Taxis schaue, sehe ich bereits, das hier keine Obdachlosen auf der Straße wohnen. Kevin erzählt mir, das in Kerala jeder lesen und schreiben kann, und dass es eine Gesundheitsvorsorge für jeden gibt.