03. Januar 2019
Ausschlafen! Und gegen 8 Uhr kitzelt sich die Sonne durch die Fenster und lädt zum Aufstehen ein. Beim Frühstück fällt mir ein, dass ich ja schon einmal für meinen nächsten Flug in den Süden Indiens am nächsten Tag einchecken kann. Aber was ist das? Mir wird nur ein Flug nach Delhi angezeigt und kein Weiterflug nach Kochin im Bundesstaat Kerala. Ich prüfe noch einmal mein eTicket und meine Buchung. Da ist alles korrekt. Was ist denn da los? Da der Flughafen nicht weit entfernt ist, entscheide ich mich später mit einem Tuktuk zur Flughafen zu fahren um meinen Flug zu Klären. Aber vorher geht’s noch zu einem Stufenbrunnen in der Nähe. Heute morgen sind da noch nicht so viele Touristen unterwegs. Ich bin erstaunt, wieviel Wasser der Brunnen in dieser trockenen Wüstengegend führt. Der Stufenbrunnen ist ein großes tiefes und quadratisches Loch, in das man über Treppenstufen am Rand in die Tiefe gehen kann. So wurde früher das Wasser von Hand nach oben befördert. Ich mache noch einen Abstecher durch die Altstadt und am Marktplatz mit seinem großen Uhrenturm vorbei, bevor ich mit einem Tuktuk zum Flughafen fahre.
Am Schalter von Jet Airways schildere ich mein Problem und der einzige Mitarbeiter hier bittet mich einen Moment zu warten. Nach einer gefühlten Ewigkeit kommt er wieder und deutet auf ein Schild an seinem Shop: “Für Buchungen rufen Sie eine dieser Nummern an.” Na toll. Und welchen Job hat der Mitarbeiter hier?
Ich beschließe mir für das Gespräch ein ruhigeres Plätzchen zu suchen und lasse mich von einem Taxi wieder zum Fort fahren. Hier in der Nähe gibt es noch einen “weißen Tempel”, den ich mir gestern nicht angeschaut habe. Der Tempel liegt an einem kleinen See und ist über rote Steintreppen zu erreichen. Eine Gartenlandschaft mit Pavillions und Bäumen umgubt den Tempel. Der “Weiße Tempel” ist komplett aus Marmor gebaut und strahlt in einem reinen weiß in der Sonne. Die Säulen und Bögen sind mit Marmorblumen verziehrt und viele kleine Türmchen ragen aus dem Tempel hervor. Im Inneren hängen Bilder der alten Maharadschas an den Marmorwänden. Auch ein kleiner Pavilion aus Marmor steht in der Mitte des Raumes.
Im kleinen Café am Eingang des Tempels suche ich mir eine ruhige Ecke um endlich meinen Flug für den nächsten Tag zu regeln. Ich suche mir als erstes die Nummer der Fluggesellschaft heraus und schildere mein Problem. Erschwerend kommt hinzu, dass ich es ziemlich schwierig finde, englisch sprechende Inder am Telefon zu verstehen. Inder haben da eine ganz eigene Dymanic bei der Aussprache und das macht es für mich Europäer sehr schwer verständlich. Aber das geht nicht nur mir so. Die nette Frau am Telefon gibt mir aber zu verstehen, dass ich dazu meine Travel-Agency anrufen muss, bei der ich den Flug gebucht habe. Super. Die Travel-Agency sitzt nämlich in Deutschland. Und außerdem ist Sonntag. Ich bekomme aber eine indische Rufnummer der Agentur heraus und rufe dort an. Es macht 2x tut tut. Und dann ist das Gespräch aufgebaut, aber niemand antwortet. Ich versuche es ein weiteres Mal. Mit dem gleichen Ergebnis. Auch ein dritter Versuch bringt keine Veränderung. OK. Also muss ich zurück ins Hostel und mein deutsches Handy starten und in Deutschland anrufen. Gut, dass das Fort und dieses Cafe nicht weit entfernt ist. Zurück im Hostel rufe ich dann die deutsche Nummer der Travel-Agency an. Ich gelange an einen Sprachcomputer und muss über die Tastatur verschiedene Optionen auswählen. Das klappt ja schon mal prima. Und dann hänge ich in der passenden Warteschleife. Und nach sechs Minuten ist das Gespräch in der Warteschleife automatisch beendet. Ich versuche es noch einmal. Der gleiche Weg mit dem gleichen Ergebnis: nach sechs Minuten in der Warteschleife wird automatisch das Gespräch beendet. Ich bestelle mir erst einmal einen Masala-Chai-Tee. Der dauert zwar auch ein paar Minuten, aber der kommt ganz bestimmt. Auch die weiteren Versuche bei der deutschen Reiseagentur anzurufen haben das gleiche Ergebnis: Nach sechs Minuten ist alles ohne Ergebnis beendet. Ein kanadisches Ehepaar, dass ich gestern Abend hier kennengelenrt habe, gibt mir den Tip, das ganze Problem über meine Reiseversicherung zu regeln. Da ich jetzt noch einige Freiminuten mit meinem deutschen Handy ins deutsche Netz habe, rufe ich vorsichtshalber dort an. Und da heute Sonntag ist wähle ich die Notrufnummer. Die Frau am anderen Ende hört sich mein Problem an und sagt mir, dass eigentlich die Fluggesellschaft einen Ersatz stellen muss. Aber sie möchte sich noch Infos von einem Experten einholen und verspricht mir einen Rückruf in wenigen Minuten auf meinem indischen Telefon. Das klappt auch prima, nur versichert sie mir, dass die Fluggesellschaft einen Ersatz stellen muss. Dieser Vorfall sein kein Versicherungsfall.
OK. Alles auf Anfang und wieder zurück zur indischen Fluggesellschaft. Mittlerweile hat sich zu meinem Masala-Chai-Tee ein Masala-Lassi gesellt und möchte ebenfalls getrunken werden. Gut dass ich hier im Hostel so prima versorgt werde.
Ich rufe also wieder bei der Hotline von JetAirways an und schildere ein weiteres mal mein Problem mit dem ausdrücklichen Hinweis, dass die Fluggesellschaft mir eine Ausweichmöglichkeit bieten muss. Die Frau am anderen Ende versucht so einiges und teilt mir dann mit, dass es ein Problem mit ihrem Computersystem gibt und sie mich zu einem anderen Supporter weiterleitet. Also schildere ich ein weiteres mal mein Problem und nach ein paar sprachlichen Schwierigkeiten, Stichwort “Hinglish”, bietet man mir zwei Möglichkeiten an: Einen Ersatzflug oder eine komplette Stornierung. Da ich bereits nebenbei im Internet einen anderen Flug für etwa den gleichen Preis gefunden habe, bitte ich um eine komplette Stornierung. “Ok, aber dann müssen Sie bei Ihrer Reiseagentur anrufen!” NEEEIIINNN‼ Also dann doch den Ersatzflug. Und ich bekomme einen Flug von Air India mit etwa den gleichen Flugdaten als Ersatz angeboten. Yeaahh‼ Das wollte ich haben. Ich stimme also zu und der junge Mann am anderen Ende der Leitung verspricht mich auf diesen Flug umzubuchen. Und plötzlich ist die Leitung tot und ich höre nur noch “piep piep piep”. Aaahhhhh‼ ich könnte durchdrehen. Ich war sooo kurz vor dem Ziel. Also rufe ich ein weiteres mal an. Ich weiß ja jetzt wie es funktioniert. Dieses mal bekomme ich schon ohne eine weitere Weiterleitung einen Ersatzflug angeboten: dieser dauert aber fast 20 Stunden über verschiedene Stationen in Indien. Aber mit ein bisschen bitten und flehen bekomme ich doch noch den passenden AirIndia-Flug angeboten, den ihr Kollege bereits einige Zeit vorher herausgesucht hatte. So, jetzt heißt es Daumen drücken, dass nicht wieder die Leitung einfach so beendet wird. Und YEAHH! Wenige Minuten später habe ich die Bestätigung für die Umbuchung in meinem Posteingang. PUUHHH! Was für eine Aktion!
Dann kann ich mich jetzt ja endlich auf meine Sightseeingtour für heute begeben. Es geht wieder zu Fuß den Berg hinauf zum Fort. Ich hatte gestern am anderen Ende des Forts einen kleine Tempel entdeckt, den ich mir heute als nächstes anschauen möchte. Von hier hat man eine tolle Aussicht auf die Blue-City wie Jodhpur auch genannt wird, denn viele Häuser der Altstadt sind in einem strahlenden Blau gestrichen, und ein paar Götter gibt’s in dem Tempel noch dazu.
Mein Highlight für heute soll aber der “Rao Jodha”-Park sein. Nicht weit entfernt vom Fort liegt dieser Naturpark in der Wüstenlandschaft. Hier gibt es verschiedene kleine Wanderwege, die man auch miteinander kombinieren kann um sich das Leben der Pflanzen und Tiere in der Wüste anzuschauen. Tiere und Pflanzen werden erklärt und ganz nebenbei hat man noch eine tolle Aussicht auf das Fort auf dem riesigen Felsen hoch über der Stadt. Ich verbringe den ganzen Nachmittag in diesem Park und geniesse die Sonne. Durch den Park führt auch eine sogenannte “Zip-Line”. Über die Zipline können sich Touristen an einem Stahlseil hängend über den Park sausen lassen.
Was ich an diesem Tag gelernt habe ist, dass ich meine Flugtickets lieber direkt bei der Airline buche. Das mache ich zwar in den meisten Fällen sowieso bereits, aber das heutige “Schauspiel” hat mir gezeigt, dass bei einer direkten Buchung doch Einiges einfacher ist.