Indien#14: Safari mit Tiger und “Schienenersatzverkehr”

01. Februar 2019

Und wieder klingelt der Wecker um 6.30Uhr. Ich möchte heute noch einmal einen Versuch starten und einen Tiger auf einer Safari zu Gesicht bekommen. Ich werde wieder pünktlich um 7Uhr abgeholt. Dieses mal mit einem umgebauten LKW mit etw 20 Sitzplätzen. Ich steuere direkt die letzte Reihe an. Aber der Fahrtwind ist so eisig, dass ich mich bei der nächst besten Gelegenheit wieder weiter nach vorne verziehe. Heute Morgen geht es auf eine andere Route durch den Park. Die Route Nr. 4. Am Eingang des Parks müssen noch ein paar Formalitäten geregelt werden. Die Zeit nutzt ein kleiner roter Vogel und gesellt sich zu uns. Er setzt sich nur wenige Zentimeter von uns entfernt auf das Geländer des Busses und schaut sich neugierig im Bus um. Ein witziger kleiner Vogel.

Zu Beginn der Tour gibt es gleich eine Ansage, dass wir uns zuerst auf die Suche nach einem Tiger machen und später die anderen Tiere im Park suchen werden. Und so brausen wir auch wieder mit einem Afenzahn durch den Park. Rechts und Links lassen wir die Hirsche, Rehe und Pfauen einfach liegen. Die Landschaft in diesem Teil des Parks ist ganz anders als bei der gestrigen Safari. Es gibt zwar wieder niedrige Bäume und Büsche, aber auch viele ausgetrocknete kleine Seen und Flussbetten. Ein paar der Flüsse führen aber noch ein kleines Rinnsal Wasser in Richtung eines großen Sees. Die Landschaft ist sehr abwechslungsreich. Wir entdecken auch immer wieder frische Spuren eines Tigers. Das sagt zumindest unser Guide. Und wir brausen weiter durch einen Wald ohne Laub, denn es ist ja Winter. Insgesamt ist es ziemlich trocken. Die Route ist ziemlich staubig und dementsprechend sind wir auch ziemlich schnell in Staub eingehüllt. Auf dieser Route gibt es auf jedenfall viel mehr Tiere, als auf der gestrigen Route. Dafür halten wir nur sehr selten bei einer Herde Tiere an, denn wir rasen ja hinter einem Tiger hinterher. Nach etwa 2,5 Stunden geht es dann auf den Rückweg zum Eingangstor. Jetzt haben wir auch Zeit für andere Tiere zu Stoppen. Dafür hält unser Fahrer immer so, dass die Tiere hinter einem Baum oder Busch verschwinden. Ein paar Meter weiter vor oder zurück und jeder könnte die Sambalhirsche, Gazellen oder Rehe in voller Größe sehen.

Kurz vor Ende der Tour sehen wir vor uns einige Jeeps und Trucks am Rand stehen. Unser Fahrer gibt mal wieder Gas: “Tiger! Tiger!” Also doch! Es gibt hier also wirklich Tiger! Der Tiger ist etwa 200 oder 300m entfernt. Aber es ist ein Tiger. Jetzt können natürlich alle glücklich sein. Unser Guide fragt auch jeden Einzelnen mehrfach, ober er oder sie auch so glücklich ist. Dabei hat der Guide doch garnichts zur Sichtung beigetragen.Ich freue mich schon auf eine heiße Dusche und ein leckeres Frühstück, denn ich bin ganz schön durchgefroren.

Mittags heißt es dann für mich Rucksack packen und zum Bahnhof um mit dem Zug nach Johpur zu fahren. Um 13 Uhr kommt mein Zug absolut pünktlich am Bahnhof an. Das hätte ich nicht erwartet, da dieser Zug bereits vor zwei Tagen weiter im Osten gestartet ist. Ich finde ziemlich schnell meinen Platz, und da es sich wieder um einen Schlafwagen handelt kann ich auch gleich ein Nickerchen halten. Aber zwei Stunden später stehen wir immer noch am Bahnhof und es geht nicht weiter. Ich habe eigentlich nur eine 8-Stunden-Fahrt nach Jodhpur geplant. Ein anderer Mitreisender aus meinem Abteil erzählt mir, dass der Zug gecancelt wurde. Es habe in Jaipur einen Unfall gegeben und deshalb könne es nicht weitergehen. Na Prima! Und wie komme ich jetzt nach Jodhpur? Die beiden Inder aus meinem Abteil nehmen mich mit zum Stationsmanager des Bahnhofs. Aber das haben sich ein paar hundert andere Inder auch gedacht. Eine große Menschentraube wartet vor dem Gebäude. Ich überlege. Mit dem Zug komme ich von hier eh nicht weg. Vielleicht fährt ja ein Bus? Und zur Not mit dem Taxi erst einmal nach Jaipur. Jodhpur ist etwa 800km entfernt. Der Snack-Verkäufer zeigt mir den Weg zum Busbahnhof, der nur um die Ecke liegt. Aber Busse finde ich dort nicht. Dafür aber eine Travel-Agency. Hier sagt man mir, dass es keinen Bus nach Jaipur gibt. Ich müsse ein Taxi nehmen, dass etwa 3000 Rupees kostet würde. Na toll! Das hatte ich schon vermutet, denn der Lonely Planet als Reiseführer sagt aus, dass ab Sawai Madhopur, so heißt die Stadt um diesen Bahnhof, keine Busse zu wichtigen Zielen fahren. Also mache ich mich wieder zurück auf den Weg zum Bahnhof um mir ein Taxi zu suchen. Die Preise fangen bei 4000 Rupees an. Während ich mit einem Taxifahrer verhandele, höre ich von einem Bus nicht weit entfernt die Worte “Jaipur”. Na bitte! Der Bus ist zwar brechend voll, nicht nur die Sitzplätze sind belegt, sondern auch die Stehplätze und auch der Platz um den Fahrer herum. Irgendwie schaffe ich es einen freien Sitzplatz zu bekommen. Die anderen Inder im Bus geben mir den Tip, wenn ich einen freien Platz finde, dann nutze die Chance und setz dich einfach. Ansonsten werde ich den ganzen Weg nach Jaipur stehen müssen. Ich quetsche meinen großen Rucksack irgendwie in die Ablage über den Köpfen. Während der Fahrt wird er auch zweimal auf meinen Kopf herunterfallen. Die Fahrt geht um etwa 16Uhr los. Der Bus ist bis auf die letzte Ecke mit Menschen gefüllt, aber irgendwie schafft es trotzdem ein kleiner dicklicher Inder als Ticket-Manager durch den Bus um von jedem Passagier die 200 Rupees zu kassieren. Während der Fahrt laufen auf dem Monitor über dem Fahrer die ganze Zeit indische Musikvideos in voller Lautstärke, aber ich bin erst einmal froh auf dem Weg nach Jaipur zu sein. Jetzt muss ich nur noch irgendwie von Jaipur nach Jodhpur kommen. Während der Fahrt suche ich erst einmal Informationen zu dem Zugunglück in Jaipur im Internet: Eine Lok ist entgleist und liegt auf der Seite und Ganesha sei Dank ist Niemand verletzt worden. Ganesha ist der Glück bringende hinduistische Gott mit dem Elefantenkopf. Dann checke ich verschiedene Möglichkeiten um von Jaipur nach Jodhpur zu kommen. Oder doch gleich weiter nach Kerala? Ich buche mir über ds Smartphone einen Flug für den nächsten Morgen. So bin ich am frühen Nachmittag in Jodhpur und habe nur einen halben Tag verloren. Und 90€ für das Flugticket. Jetzt fehlt nur noch ein Bett für die kommende Nacht, und auch das ist schnell über das mobile Internet gebucht. Gegen 18:30 Uhr erreicht der Bus dann auch schon Jaipur, oder besser gesagt den Stadtrand von Jaipur. Ab jetzt geht es nur im Schneckentempo durch den Stau. Obwohl die eine oder andere Schnecke uns bestimmt überholt haben muss. Der Bus fährt zum Busbahnhof im Norden der Stadt. Gegen 20 Uhr sind wir immer noch im Süden der Stadt unterwegs. Ich checke über die Uber und Ola Apps, das sind die Taxi-Apps für die meisten Städte in Indien, ob es möglich ist von hier zum Hostel zu kommen und gegen 21Uhr bin ich dann auch im Hostel Zostel, dass ich von vor ein paar Tagen bereits kenne. Was für ein Ritt! Zum Abendessen suche ich mir in der Nähe ein Restaurant mit Bar, denn heute darf es ruhig mal ein Bier sein. Das zweite Bier in Indien. Der Alkoholkonsum ist in Indien nicht weit verbreitet, und so gibt es Alkohol nur in speziellen Alcohol Shops oder in Bars.